Ahoi!
Wer es mal versucht hat, vom Strand aus weg direkt durch eine anrollende knapp 50 cm hohe Brandung zu starten, kann sich vorstellen, wie schwer es erstmal ist, durch eine Brandung zu starten, die von einer 1,5 m hohen Dünung erzeugt wird! Die meisten Küstenkanuwanderer werden sicherlich schon an einer 50 cm hohen Brandung scheitern. Ohne ein bisschen Erfahrung, Geschicklichkeit, Kraft bzw. Kameradenhilfe sind sie dann dazu verdammt, am Spülsaum so lange hoch und runter zu treiben, bis der Startversuch vor Entkräftung abgebrochen wird.
Aber wie schaffen wir es nun, durch die Brandung zu kommen?
Kameradenhilfe
Beim Start durch die Brandung ist es empfehlenswert, dass die erfahrenen Kanuten den weniger erfahrenen Mitpaddlern Starthilfe geben, und zwar getreu der Brandungsfahrerregel: „Last out – First in!“
D.h. der Erfahrenste startet als letzter (=> um anderen beim Start zu helfen) und landet als erster an (=> um anderen beim Anlanden zur Seite zu stehen)? Genau so haben das auch Freya Hoffmeister und ihr derzeitiger Begleiter Fylkir getan, als sie an Freyas Fahrtentag #341 entlang der mexikanischen Pazifikküste paddelten.
Freya war also an diesem Tag für die Starthilfe zuständig. D.h.:
An ihrem Fahrtentag # 341 klappte diese Starthilfe gleich auf Anhieb, d.h. Freya hatte den richtigen Startmoment abgepasst und Fylkir ist mit genügend Krafteinsatz vorwärts gepaddelt.
Startplatz
Der Erfolg eines Startversuches durch die Brandung hängt natürlich auch vom richtigen Startplatz ab. Ist der Strand zu steil, verteilt sich die Kraft der anrollenden Dünung oder Windsee nicht auf mehrere Brecher sondern auf ein, zwei Brecher, die besonders heftig auf den Strand donnern (=> sog. „Dumpers“). Es empfiehlt sich folglich nicht, gerade dort starten zu wollen, wo solche „Dumpers“ zu beobachten sind.
Handelt es sich um ein Tidengewässer, sollten wir abwarten, bis der Wasserspiegel so angestiegen oder gefallen ist, bis dass die Brandung auf flachere Strandabschnitt aufläuft. Dabei empfiehl es sich, möglichst während der „Ebbphase“, also wenn das Wasser abläuft, zu starten, da dann i.d.R. die Brandung mit weniger Wucht auf den Strand rauscht.
Oder wir suchen uns eine andere Strandstelle aus, wo es weniger stark brandet, z.B. weil eine vorgelagerte Untiefe die Kraft aus den Brechern nimmt. Solche Stellen erkennen wir daran, dass zwischen Spülsaum und Brandungszone eine Flachstelle sich gebildet hat, die frei von kritischen Brechern ist. Der Vorteil solcher Flachstellen liegt darin, dass wir uns dort in Ruhe in unser Seekajak setzen und die Spritzdecke schließen können, um dann anschließend z.B. per „Robbenstart“ mit voller Kraft über die Flachstelle hinüber in die Brandungszone zu paddeln.
Geschicklichkeit & Glück
Nun, besondere Anforderungen an die Geschicklichkeit werden an diejenigen gestellt, die alleine durch die Brandung paddeln wollen. Das trifft im Fall von Freya, die sich mit ihrem Partner entlang der mexikanischen Pazifikküste Richtung Süden hangelt, insbesondere auf Freya selbst zu, die nun – nachdem sie Fylkir erfolgreich Starthilfe geleistet hat- versuchen muss, alleine ohne Hilfe Dritter raus durch Brandung zu starten.
Mit drei Problemen hatte sie dabei zu kämpfen:
Also paddelt Freya mit offener Spritzdecke und zunächst noch herausbaumelnden Beinen volle (?!) Pulle los. Unglücklicherweise rollten etwas höher Brecher heran und ihre Sitzluke lief dabei allmählich voll. Als dann – ein Unglück kommt selten allein – auch noch ein besonders hoher Brecher besonders hoch aufsteilte, war es um Freya geschehen. Der Kaventsmann nahm sie rückwärts mit und spuckte sie wieder dort aus, von wo aus sie vorher gestartet war.
Freya musste aussteigen und versuchte, mit viel Geschicklichkeit, Kraft & Glück ihr Seekajak zu lenzen und wieder in die Startposition auszurichten. Leider gelang es ihr nicht, die Sitzluke ihres schwer beladenen Seekajaks vollständig zu lenzen. Dennoch versuchte sie einen Neustart, der ihr diesmal mit viel Glück gelang.
Start gut, alles gut!
Nach der Durchfahrung der Brandungszone traf Freya sich wieder mit Fylkir. Er sicherte sie im Päckchen, während sie mit einer tragbaren Handpumpe ihre Sitzluke lenzte. In Anbetracht der mit bis zu 50-70 kg Ausrüstung beladenen Seekajaks versuchten sie erst gar nicht, mit Hilfe der TX-Lenz-Methode (s. Video von Gordon Brown; ab Minute 2:15) zu lenzen.
Bei der ganzen Aktion vermisste Freya ihre eingebaute E-Lenzpumpe, die sie noch bei Rund Australien dabei hatte. Mal sehn, ob Freya bei ihrer nächsten Etappe ihr Seekajak wieder mit diesem effektiven, jedoch korrosionsanfälligem Ausrüstungsteil ausstatten wird.
P.S.: Gelegentlich hört man die Empfehlung, bei „unüberwindbarer“ Brandung, das unbemannte Seekajak in die Brandung zu schieben und dann als Schwimmer mit dem Seekajak im Schlepp durch die Brandungszone hinaus aufs offene, brandungsfreie Meer zu schwimmen! Solange die Brandung nicht zu hoch ist, mag das klappen. Ansonsten werden die Brecher wohl das unbemannte Seekajak ergreifen und Richtung Strand spülen, notfalls mit dem Schwimmer am Toggle. D.h. beim Anlanden durch die Brandung könnte dieser „Schwimm-Schlepp“ durchaus eine – wenn auch riskante – Alternative sein!? Aber beim Starten?
Gruß aus Hamburg: Udo Beier
Wer es mal versucht hat, vom Strand aus weg direkt durch eine anrollende knapp 50 cm hohe Brandung zu starten, kann sich vorstellen, wie schwer es erstmal ist, durch eine Brandung zu starten, die von einer 1,5 m hohen Dünung erzeugt wird! Die meisten Küstenkanuwanderer werden sicherlich schon an einer 50 cm hohen Brandung scheitern. Ohne ein bisschen Erfahrung, Geschicklichkeit, Kraft bzw. Kameradenhilfe sind sie dann dazu verdammt, am Spülsaum so lange hoch und runter zu treiben, bis der Startversuch vor Entkräftung abgebrochen wird.
Aber wie schaffen wir es nun, durch die Brandung zu kommen?
Kameradenhilfe
Beim Start durch die Brandung ist es empfehlenswert, dass die erfahrenen Kanuten den weniger erfahrenen Mitpaddlern Starthilfe geben, und zwar getreu der Brandungsfahrerregel: „Last out – First in!“
D.h. der Erfahrenste startet als letzter (=> um anderen beim Start zu helfen) und landet als erster an (=> um anderen beim Anlanden zur Seite zu stehen)? Genau so haben das auch Freya Hoffmeister und ihr derzeitiger Begleiter Fylkir getan, als sie an Freyas Fahrtentag #341 entlang der mexikanischen Pazifikküste paddelten.
Freya war also an diesem Tag für die Starthilfe zuständig. D.h.:
- Gemeinsam wurde Fylkirs Seekajak zur Wasserkante transportiert und zu den Brechern hin ausgerichtet.
- Dann setzte sich Fylkir in seine Sitzluke und schloss seine Spritzdecke.
- Währenddessen hielt Freya das Seekajak so auf Position, dass die aus- & auflaufenden Brecher das Seekajak nicht gleich querschlagen ließen.
- Bevor nun Freya das Seekajak samt Fylkir durchs Wasser Richtung Brandung schob, beobachte sie die anrollende Brandung
- und warte den Moment ab, bei dem die Brandung weniger stark aufsteilte und weniger hoch angerauscht kam.
- Genau diesen Moment passte sie ab und schob Fylkir samt seines Seekajaks mit viel Schwung durchs Wasser Richtung Brandung.
- Gleichzeitig paddelte Fylkir mit voller Kraft voraus.
An ihrem Fahrtentag # 341 klappte diese Starthilfe gleich auf Anhieb, d.h. Freya hatte den richtigen Startmoment abgepasst und Fylkir ist mit genügend Krafteinsatz vorwärts gepaddelt.
Startplatz
Der Erfolg eines Startversuches durch die Brandung hängt natürlich auch vom richtigen Startplatz ab. Ist der Strand zu steil, verteilt sich die Kraft der anrollenden Dünung oder Windsee nicht auf mehrere Brecher sondern auf ein, zwei Brecher, die besonders heftig auf den Strand donnern (=> sog. „Dumpers“). Es empfiehlt sich folglich nicht, gerade dort starten zu wollen, wo solche „Dumpers“ zu beobachten sind.
Handelt es sich um ein Tidengewässer, sollten wir abwarten, bis der Wasserspiegel so angestiegen oder gefallen ist, bis dass die Brandung auf flachere Strandabschnitt aufläuft. Dabei empfiehl es sich, möglichst während der „Ebbphase“, also wenn das Wasser abläuft, zu starten, da dann i.d.R. die Brandung mit weniger Wucht auf den Strand rauscht.
Oder wir suchen uns eine andere Strandstelle aus, wo es weniger stark brandet, z.B. weil eine vorgelagerte Untiefe die Kraft aus den Brechern nimmt. Solche Stellen erkennen wir daran, dass zwischen Spülsaum und Brandungszone eine Flachstelle sich gebildet hat, die frei von kritischen Brechern ist. Der Vorteil solcher Flachstellen liegt darin, dass wir uns dort in Ruhe in unser Seekajak setzen und die Spritzdecke schließen können, um dann anschließend z.B. per „Robbenstart“ mit voller Kraft über die Flachstelle hinüber in die Brandungszone zu paddeln.
Geschicklichkeit & Glück
Nun, besondere Anforderungen an die Geschicklichkeit werden an diejenigen gestellt, die alleine durch die Brandung paddeln wollen. Das trifft im Fall von Freya, die sich mit ihrem Partner entlang der mexikanischen Pazifikküste Richtung Süden hangelt, insbesondere auf Freya selbst zu, die nun – nachdem sie Fylkir erfolgreich Starthilfe geleistet hat- versuchen muss, alleine ohne Hilfe Dritter raus durch Brandung zu starten.
Mit drei Problemen hatte sie dabei zu kämpfen:
- Erstens muss es ihr gelingen, ihr Seekajak so Richtung Brandung auszurichten, ohne dass die auf- und auslaufenden Brecher oder die Strömung oder der Wind ihr Seekajak quer zu den Brecher treiben.
- Zweitens muss es ihr gelingen, möglichst schnell genügend Fahrt aufzunehmen, damit kein Brecher sie mitnimmt und unkontrolliert zurück Richtung Strand surfen lässt.
- Und drittens muss sie das Glück haben, dass unterwegs Richtung offene See kein besonders hoher Brecher sich plötzlich vor ihr aufbaut und sie ebenfalls Richtung Strand mitnimmt.
Also paddelt Freya mit offener Spritzdecke und zunächst noch herausbaumelnden Beinen volle (?!) Pulle los. Unglücklicherweise rollten etwas höher Brecher heran und ihre Sitzluke lief dabei allmählich voll. Als dann – ein Unglück kommt selten allein – auch noch ein besonders hoher Brecher besonders hoch aufsteilte, war es um Freya geschehen. Der Kaventsmann nahm sie rückwärts mit und spuckte sie wieder dort aus, von wo aus sie vorher gestartet war.
Freya musste aussteigen und versuchte, mit viel Geschicklichkeit, Kraft & Glück ihr Seekajak zu lenzen und wieder in die Startposition auszurichten. Leider gelang es ihr nicht, die Sitzluke ihres schwer beladenen Seekajaks vollständig zu lenzen. Dennoch versuchte sie einen Neustart, der ihr diesmal mit viel Glück gelang.
Start gut, alles gut!
Nach der Durchfahrung der Brandungszone traf Freya sich wieder mit Fylkir. Er sicherte sie im Päckchen, während sie mit einer tragbaren Handpumpe ihre Sitzluke lenzte. In Anbetracht der mit bis zu 50-70 kg Ausrüstung beladenen Seekajaks versuchten sie erst gar nicht, mit Hilfe der TX-Lenz-Methode (s. Video von Gordon Brown; ab Minute 2:15) zu lenzen.
Bei der ganzen Aktion vermisste Freya ihre eingebaute E-Lenzpumpe, die sie noch bei Rund Australien dabei hatte. Mal sehn, ob Freya bei ihrer nächsten Etappe ihr Seekajak wieder mit diesem effektiven, jedoch korrosionsanfälligem Ausrüstungsteil ausstatten wird.
P.S.: Gelegentlich hört man die Empfehlung, bei „unüberwindbarer“ Brandung, das unbemannte Seekajak in die Brandung zu schieben und dann als Schwimmer mit dem Seekajak im Schlepp durch die Brandungszone hinaus aufs offene, brandungsfreie Meer zu schwimmen! Solange die Brandung nicht zu hoch ist, mag das klappen. Ansonsten werden die Brecher wohl das unbemannte Seekajak ergreifen und Richtung Strand spülen, notfalls mit dem Schwimmer am Toggle. D.h. beim Anlanden durch die Brandung könnte dieser „Schwimm-Schlepp“ durchaus eine – wenn auch riskante – Alternative sein!? Aber beim Starten?
Gruß aus Hamburg: Udo Beier