Von Hamburg nach Nordfriesland Fahrtenbericht
Nachdem die COVID19 Beschränkungen gelockert wurden, war der Zeitpunkt für unsere Tour von Hamburg nach Nordfriesland gekommen. So ging es am 05.06.2020 vom ETV/RdE Hamburg via Pagensand, Brunsbüttel, Büsum, Sankt Peter-Biehl, Hallig Oland und am 12.06.2020 zurück ans Festland nach Schlüttsiel.
Dieses Mal bestand die verlässliche schlagkräftige Gruppe aus Andrea (Hanseat), Christian und Uwe (ETV).
Mit Respekt vor dem fehlenden Training, aufgrund der Pandemie-Einschränkungen, trainierten wir 4 Wochen vor Fahrtantritt zweimal wöchentlich auf der Alster intensiv.
Geplant haben wir zunächst Hamburg – Amrum wie folgt:
o 15 einlaminierte A 3 Seekartenkopien mit eingetragenem Track und Kursgradzahlen
o geplantem GPX Track
o Tabelle mit Paddelstartzeiten unter Berücksichtigung des Strömungs-Atlasses
o BSH- Strömungsatlas online mit HW Bezügen ausdrucken
o Recherche der Anlandungsplätze auf Google Maps
o Einhaltung der Befahrungsregeln (Zone l und den RSG/VSG)
o Planung der Biwak- und Zelt-Möglichkeiten
Nordseepaddeln ist situativ, Wind, Wetter und Welle diktieren uns das Ziel. Amrum haben wir daher wegen der starken nordöstlichen Winde ausgelassen und sind direkt nach Oland gepaddelt.
Freitag 05.06.2020
(Hamburg ETV via Alster, Schaartorschleuse, Elbe nach Pagensand, 45.3 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 8.3 km/h, 3 Bf in Böen 5 Bf, WSW, Paddelstart: HW St.Pauli)
Um 16:00 Uhr starteten wir vom ETV. Die beiden Schleusenwärter an Rathausschleuse und Scharrtorschleuse warteten quasi auf uns, so dass es zügig zum Hafen ging. Auf Höhe Dockland briste es mächtig auf und der Regen und Wind kam uns horizontal aus West entgegen.
Beim RdE ging die Sonne auf und Andrea machte das Team komplett. Bestens gelaunt ging es zügig an Lühesand vorbei nach Pagensand. Hier zogen wir die Boote bis zum Spülsaum im Sand hoch und bauten unsere Zelte in der Dämmerung bei scharfen Westwind im Wald auf. Mit Beachtung der Springtide klingelten unsere Wecker gegen 04:00 Uhr nachts rechtzeitig, um zu checken, dass der Wasserstand richtig berechnet war und wir unsere Boote und Zelte nicht zusätzlich sichern müssen.
Samstag 06.06.2020
(Pagensand => Brunsbüttel, 39.2 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 8.2 km/h, 2 Bf in Böen 3 Bf, W, Paddelstart: HW Pagensand/Pinnau)
Nach der Inselerkundung starteten wir mit der Spättide, bei zunächst mäßigem Strom, die Elbe hinunter, entlang der Industrieromantik bis zum Fototermin, Leuchtfeuer Pagensand Nord. Zeus meinte es gnädig mit uns, so setzte der böige Regen, getragen von starkem Wind erst nach unserem Fotoshooting ein. Der Strom zog jetzt gut, der Regen wurde durch die Sonne vertrieben und wir kamen noch vor Sonnenuntergang in Brunsbüttel an. Bei der Seglervereinigung Brunsbüttel e. V. (westlich von der Schleusenanlage des NOK) landeten wir an und der Hafenmeister empfing uns liebevoll.
Sonntag 07.06.2020
(Brunsbüttel, 0 km, 3 Bf in Böen 5 Bf, SSW)
Kulturtag: Die Schleuse vom NOK wollten wir uns immer schon mal ansehen. Weil die Vorhersage viel Regen und Wind in Aussicht stellte, wurde dies zum perfekten Pausentag.
4 Schleusenkammern, 2 große, 2 kleine sind zur Zeit in Betrieb, an der 5. Kammer wird fleißig gewerkelt. Für die Schleusen-Spotter gibt es eine Besucher-Plattform, auf der ein freundlicher pensionierter Schleusenarbeiter schon auf uns wartete, um sein umfängliches Wissen gründlich zu teilen. Mit Geduld und Staunen verfolgten wir die Schleusung von Elke, einem in die Jahre gekommenen 140-m-Container-Schiff mit Ziel Bremerhaven.
Wir haben Urlaub, also gibt es danach noch einen langen multikulturellen Spaziergang mit Schaf-Spotting, norddeutschem Fischbrötchen und italienischer Eisdiele.
Montag 08.06.2020
(Brunsbüttel => Büsum, 66.5 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 6.9 km/h, 2-3 Bf in Böen 4 Bf, NNW, Paddelstart:
Brunsbüttel HW+0:30, SK (NW) Trischen = Brunsbüttel HW +4:30 h)
Mit der Frühtide starteten wir von der Seglervereinigung Brunsbüttel e. V, folgten dem Backbordtonnenstrich von Tonne 58a bis zur Tonne 32. Ab Tonne 56 setzten Saugbagger die Pläne der Elbvertiefung in die Realität um. Somit war ab Tonne 56 ein Sperrgebiet eingerichtet.
Um dieses zu vermeiden, hielten wir uns konsequent an den Backbordtonnenstrich. Was wir jedoch nicht wussten, ist, dass das Sperrgebiet etwa 50 m ins Fahrwasser reichte. Somit bewegten wir uns knapp im Sperrgebiet und das sollte nicht lange von Dritten unbemerkt bleiben. Plötzlich erwachte ein Versorgungsschiff der Saugbaggerschiffe, hielt auf uns zu und teilte uns über Megafon unmissverständlich mit, dass wir unverzüglich das Sperrgebiet zu verlassen hätten und auf direktem Weg vom Backbordtonnenstrich auf den Steuerbordtonnenstrich zu wechseln hätten! Handgestoppte 20 Sekunden später revidierte der Kapitän des Versorgungsschiffes diese Anordnung und ordnete an, dass wir aufgrund des Schiffverkehrs (weit und breit war kein Schiff zu sehen..) doch so weiter paddeln sollten, wie wir es ohnehin geplant hatten, nämlich am Backbordtonnenstrich. Carpe diem.
Im Folgenden wurden wir dann noch von einem Polizeiboot und einem Helikopter der Küstenwache aus der Ferne für kurze Zeit beobachtet. Die aktuellen Einrichtungen von Sperrgebieten im Elbemündungstrichter kann man z.B. auf der Homepage von der Seglervereinigung Brunsbüttel e. V einsehen.
Bei Tonne 32 ging´s mit Kurs 20°, auf ins Watt. Nur war der Tonnenstrich des Neufahrwasser nicht zu finden. Die aktuelle Openseamap, so wie auch unsere Seekarten von 2018 wussten, ebenso wie wir nicht, dass es das Neufahrwasser östlich und nordöstlich von Gelbsand Richtung Trischen, aufgrund von Sandverschiebungen nicht mehr gibt.
Auf der Suche nach dem fehlenden Tonnenstrich versetzte uns die sehr starke Strömung im Elbdelta überraschend schnell von Tonne 32 nach Tonne 30. 10 Minuten kräftiges paddeln/traversieren brachten uns wieder aus der Strömung, dann folgten wir zunächst dem geplanten Kurs. Bald aber mussten wir feststellen, dass die Wassertiefe ungenügend war und so landeten auf Gelbsand zur Eruierung der Möglichkeiten an.
Mit neuer Strategie umfuhren wir Gelbsand westlich Richtung Trischen, um ab dort Büsum anzupeilen. Auf Trischen selbst ist in der Datenbank der SAU und alten Seekarten zwar noch ein Trittstein eingetragen, das Anlanden ist dort aber nicht mehr erlaubt.
Obwohl wir aufgrund des Wasserstandes relativ direkt fahren konnten, kamen wegen nun fehlender Hilfe durch die Tide und Gegenwind die Büsumer Hochhäuser enervierend langsam näher.
Aber frische Büsumer Krabben eignen sich hervorragend zur Wiederherstellung der Paddelkräfte für den nächsten Tag!
Dienstag 09.06.2020
(Büsum => Sankt Peter-Biehl, 40.5 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 5.6 km/h, 3 Bf in Böen 4 Bf, W, Paddelstart: NW -2,5 bis NW+2, da SK St Peter)
Durch etwas späteren Start und einen schlecht ziehenden Tidenstrom kamen wir, vorbei am Trittstein Blauort, gefühlt sehr langsam aus dem Norderpiepfahrwasser. Dies sollte das Tagesmotto bleiben, denn die Querung der Eidermüdung (große Bucht mit deutlichem Strom zwischen Büsum und St. Peter) verlangte stundenlanges Vorhalten.
Dies fühlte sich sehr zäh an, die entfernten Landmarken bewegen sich scheinbar nicht und das Navi nimmt mit dem bestimmten Tempo über Grund die sanfte Hoffnung der Täuschung. So „ziehen wir einfach am Stock“ - das war schon immer so und bringt das einem früher oder wie hier halt, später ans Ziel. Vorbei an den Pfahlbauten und riesigem, großen Badestrand fahren wir zum heutigen Anlandeziel im Norden des Strandes mit Blick auf den Leuchtturm Westerhever.
Mittwoch 10.06.2020
(Sankt Peter-Biehl via Süderoogsand, Norderoogsand, Hooge => Oland, 55.4 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 5.5 km/h, 3 Bf in Böen 4 Bf, NNO, Paddelstart bei NW -1 bis NW+6)
Christian ist ein ausgezeichneter Paddler-Touri-Führer und zeigt im Vorbeipaddeln die Highlights von Süderoogsand. Dazu gehört die inzwischen zur Rettungsbake erweiterte Leuchtbake, die durch das WSA Tönning gepflegt wird und drei freigespülte Schiffswracks. Süderoogsand wandert ca. 40m im Jahr gen Osten und ist derzeit 7 km lang und max. 4 km breit.
Nach Querung Richtung Süderoogsand biegen wir ins Rummelloch ein – der Priel zwischen Norderoogsand, Süderoogsand und Pellworm. Da sich die Sände und somit auch Priele schnell verändern, sind die – nicht ganz aktuellen – Karten mit Vorsicht zu genießen und wir suchen anhand der Geschwindigkeit im Navi. So düsen wir zeitweise mit knapp 11 Km/h durchs Watt, obwohl uns die entgegenkommenden Wellen eine ganz andere Erzählung aufdrängen wollte.
An der östlichen Badestelle auf Hooge angekommen, entschließen wir uns endgültig direkt nach Oland weiterzufahren, um anderntags eine lange Querung mit frischem Wind und Wellen aus Osten zu vermeiden.
Da die Tide sich dem Ende zuneigt, wird auch diese schöne Fahrt in der Sonne mit der Rochade der Halligen und anderen Landmarken am Horizont später etwas zäh. Doch mit dem Navi sieht man schön den Vorteil der langsameren Gegenströmung über den flacheren Sandbänken, nur den sportlichen Ausstieg auf Oland HW+2 hätte es als I-Tüpfelchen nicht mehr bedurft.
Donnerstag 11.06.2020
(Oland, 0 km, 5 Bf in Böen 6 Bf, ONO)
2. Kulturtag: Nach unterschiedlichen Beschreibungen der Neueinheimischen versuchten wir nah am alten Draisinen-Bahndamm nach Langeness zu wandern. Diesen Etappensieg in der Tasche durchmaßen wir die halbe Hallig, um eine lukullische Einkehrmöglichkeit aufzutun – auch dies erfolgreich: Matjesbrot mit Schnittlauch aus dem Hallig-Garten und Sanddorn-Hugo! Nachdem wir auch die Töpferei und die Kirche auf Oland besichtigt hatten, genossen wir noch das Ambiente, welches durch die lauthals schimpfenden Austernfischer einzigartig ist.
Am Donnerstag entnahmen wir den Medien, dass am Mittwochabend drei Männer nach einem Bootsunfall bei Neufeld im Mündungsbereich der Elbe versucht haben, zu Fuß ans Festland zu gelangen. Als die Feuerwehr per Helikopter eintraf, waren die drei bereits bis zur Brust im schlammigen Watt versunken. Auf sich Aufmerksam machten Sie mit einer Taschenlampe, so dass sie gerettet werden konnten.
Freitag 12.06.2020
(Oland => Schlüttsiel, 6,8 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 5.2 km/h, 4-5 Bf in Böen 5 Bf, O, Paddelstart: HW-2:00 Schlütsiel)
Auch am letzten Tag schlagen die Versuche mit dem kleinen Milchschäumer und der Espressokanne lokale Muster – wie z.B. Austernfischer – zu erzeugen fehl, dank der späten Tide haben wir reichlich Zeit. Durch die lokale Landwirtschaft unterstützt, gelingt uns ein leckeres Bauernfrühstück, so dass die Speisereste aus den Booten endgültig schwinden. Der Einstieg über Kante und Leiter gelingt dann Fotoreif und fröhlich geht es gegen Wind und Welle gen Festland. Die Sonne lässt uns das lustige stampfen und Rollen der Kajaks genießen, während wir dem erwarteten Shuttle aus Hamburg entgegen paddeln. Erwarteter Weise ist es doch schön den „Trocki“ mal für eine gewisse Zeit hinter sich zu wissen, auch wenn dies den Abschied von der friesischen Landschaft mit seinen weiten Blicken und klaren Stimmungen bedeutet.
Insgesamt haben wir 253,7 Kilometer mit situativ angepassten Tagestouren gefahren und wieder einmal Neuland erkundet, sowie die friesische Karibik in verschiedenen Facetten erleben dürfen – wohl nicht das letzte Mal...
Neben der üblichen Großgewässerausrüstung hatten wir an Sicherheitsausrüstung dabei:
o Nico-Signal am Körper (mit 2 weißen und 4 roten Signalkugeln)
o 2 x Comet Rauchfackel
o 1 x Comet Tag & Nacht –Notsignal
o 1 x Notfallsender Kannad Safelink R10 AIS Der Safelink R10 AIS ist klein und handlich und wird am Körper getragen. Geht man über Bord, aktiviert er sich bei korrekter Verbindung mit der Rettungsweste automatisch selbst. Von diesem Moment an sendet der Safelink R10 AIS das AIS-Signal zusammen mit der GPS-Position – und zwar rund vier Seemeilen weit. Die Meldung beinhaltet die AIS-Notfallmeldung sowie eine eindeutige vorprogrammierte Identifikationsnummer.
Alle Schiffe, die mit einem AIS-Empfänger ausgestattet sind, können das Notfallsignal empfangen, es wird eindeutig auf dem Seekartenplotter dargestellt. AIS Notfallsender. Z.B.: https://www.compass24.de/sicherheit/notsignale/mob-epirb/176704/simy-my-ais-seenotsender?sPartner=billiger_products&number=383660_1
o Tastentelefon wasserdicht verpackt, Telefonnummern vorgespeichert, Akku voll
o Navi Light 360°, 2 SM, ein rundum sichtbares weißes LED Sicherheitslicht
o SafeTrx-App der Seenotretter
Danke an Andrea und Christian für die tolle gemeinschaftliche Leistung.
Ein Gemeinschaftsbericht von: Andrea, Christian und Uwe
Nachdem die COVID19 Beschränkungen gelockert wurden, war der Zeitpunkt für unsere Tour von Hamburg nach Nordfriesland gekommen. So ging es am 05.06.2020 vom ETV/RdE Hamburg via Pagensand, Brunsbüttel, Büsum, Sankt Peter-Biehl, Hallig Oland und am 12.06.2020 zurück ans Festland nach Schlüttsiel.
Dieses Mal bestand die verlässliche schlagkräftige Gruppe aus Andrea (Hanseat), Christian und Uwe (ETV).
Mit Respekt vor dem fehlenden Training, aufgrund der Pandemie-Einschränkungen, trainierten wir 4 Wochen vor Fahrtantritt zweimal wöchentlich auf der Alster intensiv.
Geplant haben wir zunächst Hamburg – Amrum wie folgt:
o 15 einlaminierte A 3 Seekartenkopien mit eingetragenem Track und Kursgradzahlen
o geplantem GPX Track
o Tabelle mit Paddelstartzeiten unter Berücksichtigung des Strömungs-Atlasses
o BSH- Strömungsatlas online mit HW Bezügen ausdrucken
o Recherche der Anlandungsplätze auf Google Maps
o Einhaltung der Befahrungsregeln (Zone l und den RSG/VSG)
o Planung der Biwak- und Zelt-Möglichkeiten
Nordseepaddeln ist situativ, Wind, Wetter und Welle diktieren uns das Ziel. Amrum haben wir daher wegen der starken nordöstlichen Winde ausgelassen und sind direkt nach Oland gepaddelt.
Freitag 05.06.2020
(Hamburg ETV via Alster, Schaartorschleuse, Elbe nach Pagensand, 45.3 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 8.3 km/h, 3 Bf in Böen 5 Bf, WSW, Paddelstart: HW St.Pauli)
Um 16:00 Uhr starteten wir vom ETV. Die beiden Schleusenwärter an Rathausschleuse und Scharrtorschleuse warteten quasi auf uns, so dass es zügig zum Hafen ging. Auf Höhe Dockland briste es mächtig auf und der Regen und Wind kam uns horizontal aus West entgegen.
Beim RdE ging die Sonne auf und Andrea machte das Team komplett. Bestens gelaunt ging es zügig an Lühesand vorbei nach Pagensand. Hier zogen wir die Boote bis zum Spülsaum im Sand hoch und bauten unsere Zelte in der Dämmerung bei scharfen Westwind im Wald auf. Mit Beachtung der Springtide klingelten unsere Wecker gegen 04:00 Uhr nachts rechtzeitig, um zu checken, dass der Wasserstand richtig berechnet war und wir unsere Boote und Zelte nicht zusätzlich sichern müssen.
Samstag 06.06.2020
(Pagensand => Brunsbüttel, 39.2 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 8.2 km/h, 2 Bf in Böen 3 Bf, W, Paddelstart: HW Pagensand/Pinnau)
Nach der Inselerkundung starteten wir mit der Spättide, bei zunächst mäßigem Strom, die Elbe hinunter, entlang der Industrieromantik bis zum Fototermin, Leuchtfeuer Pagensand Nord. Zeus meinte es gnädig mit uns, so setzte der böige Regen, getragen von starkem Wind erst nach unserem Fotoshooting ein. Der Strom zog jetzt gut, der Regen wurde durch die Sonne vertrieben und wir kamen noch vor Sonnenuntergang in Brunsbüttel an. Bei der Seglervereinigung Brunsbüttel e. V. (westlich von der Schleusenanlage des NOK) landeten wir an und der Hafenmeister empfing uns liebevoll.
Sonntag 07.06.2020
(Brunsbüttel, 0 km, 3 Bf in Böen 5 Bf, SSW)
Kulturtag: Die Schleuse vom NOK wollten wir uns immer schon mal ansehen. Weil die Vorhersage viel Regen und Wind in Aussicht stellte, wurde dies zum perfekten Pausentag.
4 Schleusenkammern, 2 große, 2 kleine sind zur Zeit in Betrieb, an der 5. Kammer wird fleißig gewerkelt. Für die Schleusen-Spotter gibt es eine Besucher-Plattform, auf der ein freundlicher pensionierter Schleusenarbeiter schon auf uns wartete, um sein umfängliches Wissen gründlich zu teilen. Mit Geduld und Staunen verfolgten wir die Schleusung von Elke, einem in die Jahre gekommenen 140-m-Container-Schiff mit Ziel Bremerhaven.
Wir haben Urlaub, also gibt es danach noch einen langen multikulturellen Spaziergang mit Schaf-Spotting, norddeutschem Fischbrötchen und italienischer Eisdiele.
Montag 08.06.2020
(Brunsbüttel => Büsum, 66.5 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 6.9 km/h, 2-3 Bf in Böen 4 Bf, NNW, Paddelstart:
Brunsbüttel HW+0:30, SK (NW) Trischen = Brunsbüttel HW +4:30 h)
Mit der Frühtide starteten wir von der Seglervereinigung Brunsbüttel e. V, folgten dem Backbordtonnenstrich von Tonne 58a bis zur Tonne 32. Ab Tonne 56 setzten Saugbagger die Pläne der Elbvertiefung in die Realität um. Somit war ab Tonne 56 ein Sperrgebiet eingerichtet.
Um dieses zu vermeiden, hielten wir uns konsequent an den Backbordtonnenstrich. Was wir jedoch nicht wussten, ist, dass das Sperrgebiet etwa 50 m ins Fahrwasser reichte. Somit bewegten wir uns knapp im Sperrgebiet und das sollte nicht lange von Dritten unbemerkt bleiben. Plötzlich erwachte ein Versorgungsschiff der Saugbaggerschiffe, hielt auf uns zu und teilte uns über Megafon unmissverständlich mit, dass wir unverzüglich das Sperrgebiet zu verlassen hätten und auf direktem Weg vom Backbordtonnenstrich auf den Steuerbordtonnenstrich zu wechseln hätten! Handgestoppte 20 Sekunden später revidierte der Kapitän des Versorgungsschiffes diese Anordnung und ordnete an, dass wir aufgrund des Schiffverkehrs (weit und breit war kein Schiff zu sehen..) doch so weiter paddeln sollten, wie wir es ohnehin geplant hatten, nämlich am Backbordtonnenstrich. Carpe diem.
Im Folgenden wurden wir dann noch von einem Polizeiboot und einem Helikopter der Küstenwache aus der Ferne für kurze Zeit beobachtet. Die aktuellen Einrichtungen von Sperrgebieten im Elbemündungstrichter kann man z.B. auf der Homepage von der Seglervereinigung Brunsbüttel e. V einsehen.
Bei Tonne 32 ging´s mit Kurs 20°, auf ins Watt. Nur war der Tonnenstrich des Neufahrwasser nicht zu finden. Die aktuelle Openseamap, so wie auch unsere Seekarten von 2018 wussten, ebenso wie wir nicht, dass es das Neufahrwasser östlich und nordöstlich von Gelbsand Richtung Trischen, aufgrund von Sandverschiebungen nicht mehr gibt.
Auf der Suche nach dem fehlenden Tonnenstrich versetzte uns die sehr starke Strömung im Elbdelta überraschend schnell von Tonne 32 nach Tonne 30. 10 Minuten kräftiges paddeln/traversieren brachten uns wieder aus der Strömung, dann folgten wir zunächst dem geplanten Kurs. Bald aber mussten wir feststellen, dass die Wassertiefe ungenügend war und so landeten auf Gelbsand zur Eruierung der Möglichkeiten an.
Mit neuer Strategie umfuhren wir Gelbsand westlich Richtung Trischen, um ab dort Büsum anzupeilen. Auf Trischen selbst ist in der Datenbank der SAU und alten Seekarten zwar noch ein Trittstein eingetragen, das Anlanden ist dort aber nicht mehr erlaubt.
Obwohl wir aufgrund des Wasserstandes relativ direkt fahren konnten, kamen wegen nun fehlender Hilfe durch die Tide und Gegenwind die Büsumer Hochhäuser enervierend langsam näher.
Aber frische Büsumer Krabben eignen sich hervorragend zur Wiederherstellung der Paddelkräfte für den nächsten Tag!
Dienstag 09.06.2020
(Büsum => Sankt Peter-Biehl, 40.5 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 5.6 km/h, 3 Bf in Böen 4 Bf, W, Paddelstart: NW -2,5 bis NW+2, da SK St Peter)
Durch etwas späteren Start und einen schlecht ziehenden Tidenstrom kamen wir, vorbei am Trittstein Blauort, gefühlt sehr langsam aus dem Norderpiepfahrwasser. Dies sollte das Tagesmotto bleiben, denn die Querung der Eidermüdung (große Bucht mit deutlichem Strom zwischen Büsum und St. Peter) verlangte stundenlanges Vorhalten.
Dies fühlte sich sehr zäh an, die entfernten Landmarken bewegen sich scheinbar nicht und das Navi nimmt mit dem bestimmten Tempo über Grund die sanfte Hoffnung der Täuschung. So „ziehen wir einfach am Stock“ - das war schon immer so und bringt das einem früher oder wie hier halt, später ans Ziel. Vorbei an den Pfahlbauten und riesigem, großen Badestrand fahren wir zum heutigen Anlandeziel im Norden des Strandes mit Blick auf den Leuchtturm Westerhever.
Mittwoch 10.06.2020
(Sankt Peter-Biehl via Süderoogsand, Norderoogsand, Hooge => Oland, 55.4 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 5.5 km/h, 3 Bf in Böen 4 Bf, NNO, Paddelstart bei NW -1 bis NW+6)
Christian ist ein ausgezeichneter Paddler-Touri-Führer und zeigt im Vorbeipaddeln die Highlights von Süderoogsand. Dazu gehört die inzwischen zur Rettungsbake erweiterte Leuchtbake, die durch das WSA Tönning gepflegt wird und drei freigespülte Schiffswracks. Süderoogsand wandert ca. 40m im Jahr gen Osten und ist derzeit 7 km lang und max. 4 km breit.
Nach Querung Richtung Süderoogsand biegen wir ins Rummelloch ein – der Priel zwischen Norderoogsand, Süderoogsand und Pellworm. Da sich die Sände und somit auch Priele schnell verändern, sind die – nicht ganz aktuellen – Karten mit Vorsicht zu genießen und wir suchen anhand der Geschwindigkeit im Navi. So düsen wir zeitweise mit knapp 11 Km/h durchs Watt, obwohl uns die entgegenkommenden Wellen eine ganz andere Erzählung aufdrängen wollte.
An der östlichen Badestelle auf Hooge angekommen, entschließen wir uns endgültig direkt nach Oland weiterzufahren, um anderntags eine lange Querung mit frischem Wind und Wellen aus Osten zu vermeiden.
Da die Tide sich dem Ende zuneigt, wird auch diese schöne Fahrt in der Sonne mit der Rochade der Halligen und anderen Landmarken am Horizont später etwas zäh. Doch mit dem Navi sieht man schön den Vorteil der langsameren Gegenströmung über den flacheren Sandbänken, nur den sportlichen Ausstieg auf Oland HW+2 hätte es als I-Tüpfelchen nicht mehr bedurft.
Donnerstag 11.06.2020
(Oland, 0 km, 5 Bf in Böen 6 Bf, ONO)
2. Kulturtag: Nach unterschiedlichen Beschreibungen der Neueinheimischen versuchten wir nah am alten Draisinen-Bahndamm nach Langeness zu wandern. Diesen Etappensieg in der Tasche durchmaßen wir die halbe Hallig, um eine lukullische Einkehrmöglichkeit aufzutun – auch dies erfolgreich: Matjesbrot mit Schnittlauch aus dem Hallig-Garten und Sanddorn-Hugo! Nachdem wir auch die Töpferei und die Kirche auf Oland besichtigt hatten, genossen wir noch das Ambiente, welches durch die lauthals schimpfenden Austernfischer einzigartig ist.
Am Donnerstag entnahmen wir den Medien, dass am Mittwochabend drei Männer nach einem Bootsunfall bei Neufeld im Mündungsbereich der Elbe versucht haben, zu Fuß ans Festland zu gelangen. Als die Feuerwehr per Helikopter eintraf, waren die drei bereits bis zur Brust im schlammigen Watt versunken. Auf sich Aufmerksam machten Sie mit einer Taschenlampe, so dass sie gerettet werden konnten.
Freitag 12.06.2020
(Oland => Schlüttsiel, 6,8 km, Durchschnittsgeschwindigkeit 5.2 km/h, 4-5 Bf in Böen 5 Bf, O, Paddelstart: HW-2:00 Schlütsiel)
Auch am letzten Tag schlagen die Versuche mit dem kleinen Milchschäumer und der Espressokanne lokale Muster – wie z.B. Austernfischer – zu erzeugen fehl, dank der späten Tide haben wir reichlich Zeit. Durch die lokale Landwirtschaft unterstützt, gelingt uns ein leckeres Bauernfrühstück, so dass die Speisereste aus den Booten endgültig schwinden. Der Einstieg über Kante und Leiter gelingt dann Fotoreif und fröhlich geht es gegen Wind und Welle gen Festland. Die Sonne lässt uns das lustige stampfen und Rollen der Kajaks genießen, während wir dem erwarteten Shuttle aus Hamburg entgegen paddeln. Erwarteter Weise ist es doch schön den „Trocki“ mal für eine gewisse Zeit hinter sich zu wissen, auch wenn dies den Abschied von der friesischen Landschaft mit seinen weiten Blicken und klaren Stimmungen bedeutet.
Insgesamt haben wir 253,7 Kilometer mit situativ angepassten Tagestouren gefahren und wieder einmal Neuland erkundet, sowie die friesische Karibik in verschiedenen Facetten erleben dürfen – wohl nicht das letzte Mal...
Neben der üblichen Großgewässerausrüstung hatten wir an Sicherheitsausrüstung dabei:
o Nico-Signal am Körper (mit 2 weißen und 4 roten Signalkugeln)
o 2 x Comet Rauchfackel
o 1 x Comet Tag & Nacht –Notsignal
o 1 x Notfallsender Kannad Safelink R10 AIS Der Safelink R10 AIS ist klein und handlich und wird am Körper getragen. Geht man über Bord, aktiviert er sich bei korrekter Verbindung mit der Rettungsweste automatisch selbst. Von diesem Moment an sendet der Safelink R10 AIS das AIS-Signal zusammen mit der GPS-Position – und zwar rund vier Seemeilen weit. Die Meldung beinhaltet die AIS-Notfallmeldung sowie eine eindeutige vorprogrammierte Identifikationsnummer.
Alle Schiffe, die mit einem AIS-Empfänger ausgestattet sind, können das Notfallsignal empfangen, es wird eindeutig auf dem Seekartenplotter dargestellt. AIS Notfallsender. Z.B.: https://www.compass24.de/sicherheit/notsignale/mob-epirb/176704/simy-my-ais-seenotsender?sPartner=billiger_products&number=383660_1
o Tastentelefon wasserdicht verpackt, Telefonnummern vorgespeichert, Akku voll
o Navi Light 360°, 2 SM, ein rundum sichtbares weißes LED Sicherheitslicht
o SafeTrx-App der Seenotretter
Danke an Andrea und Christian für die tolle gemeinschaftliche Leistung.
Ein Gemeinschaftsbericht von: Andrea, Christian und Uwe